150 Jahre Turngau Hohenzollern

Seit 150 Jahren gibt es den

Turngau Hohenzollern 1872 bis 2022

Vor 150 Jahren wurde der Turngau Hohenzollern gegründet. Man schrieb die Jahre 1871 / 72. In den deutschen Landen war ein starker Drang nach politischer Einigung spürbar, der sich auch auf die bestehenden hohenzollerischen Turnvereine auswirkte.  Das Motto der Turner: „Einigkeit macht stark“ suchte man durch Zusammenschluss der Vereine zu verwirklichen. Am 19. Mai 1872beschlossen die Vereine Gammertingen, Sigmaringen, Trochtelfingen, Veringenstadt und Hettingen zur Gründung des Hohenzollerischen Gauverbandes. Stefan Göggel aus Gammertingen wurde er erste Gauvorsitzende. Nachdem Harthausen/Scheer noch im gleichen Jahr seinen Beitritt erklärt hatte, begann der Gau mit den sechs Vereinen.

1872 bis 1885

Am 6. Oktober 1872 befinden sich in der Gaukasse 9 Gulden 51 Kreuzer 1873 bestimmt der Gautag, daß jeder Verein an die Gaukasse 3 Gulden zu bezahlen habe. Die ersten 30 Jahre wurden von der organisatorischen Seite her stark geprägt. Da alle Vereine gleiche Rechte hatten, wurde die Leitung Innerhalb vom Turngau jedes Jahr einem anderen Verein übertragen. Dieser Verein wurde dann auch mit der Ausrichtung des Gauturnfestes beauftragt. Das erste Gauturnfest fand 1874 zum ersten Mal mit Preisturnen statt. Der Veranstaltungsort, oder wie man es damals nannte, der Vorort, stellte die gesamte Gauleitung: Gauvorstand, Gauturnwart, Gauschriftwart und Gaukassierer. Zum Beispiel wurde damals beim Gauturnfest, an dem fest in den Boden gerammten Reck, mit verstellbarer Stange geturnt. In den ersten Jahren waren es im Ganzen zwischen 50 und 100 Preisturner. Der erste Preis bestand aus Kranz, Diplom und Gabe, der 2. Preis nur eine Gabe.

1885 bis 1902

In der Entwicklung des Turngaus, besonders in fachlicher Hinsicht, spielte der Turnlehrer Wolf aus Inneringen eine wichtige Rolle. 1885 führt er neben den Pflichtübungen die Kürübung ein. Stemmen und Hanteln wurde 1899 Pflicht beim Preisturnen. Die Zahl der verschiedenen Wettkampfarten wuchs, die Zöglinge / Jugendliche bildeten eine eigene Klasse. 1905 wurde ein beweglicher und verstellbarer Barren angeschafft, um an jedem beliebigen Ort Turnübungen aufführen zu können. 1910 wurde das Steinstoßen(15kg) durch entsprechende Anschaffung ermöglicht.

1907 bis 1913

Ab 1907 wurde beschlossen, die Musterriegen im Stabturnen mit einem Diplom auszuzeichnen. Sigmaringen beantragte in diesem Jahr das Vereinswetturnen, was auch angenommen wurde. 1913 gehörten dem Turngau 24 Vereine an. Davon 332 Ehren-, 909 Passiv- und 342 Aktivmitglieder. 253 Zöglinge, 64 Turnwarte und Vorturner. Zur Gausteuer werden 1568 und zur Kreissteuer (XI. Turnkreis Schwaben) 1226 Mitglieder herangezogen. Die monatlichen Vereinsbeiträge schwankten zwischen 1,20 und 6 Mark. Aus dem Fonds der Königlich Württembergischen Regierung haben elf Vereine insgesamt 555 Mark für Jugendpflege erhalten. In dem Maße, wie der Turngau an Vereinen zunahm, wuchsen auch die Mitgliederzahlen. 1912 beschloss die Gauleitung den Beitritt zur Deutschen Turnerschaft und eröffnete sich dadurch den Beitritt zum Turnkreis. Nach 1919 nach dem ersten Weltkrieg, übernahm Agathon Betz aus Steinhilben, der schon vor dem ersten Weltkrieg Gauturnwart war, wieder dieses Amt bis 1926. Zur Geschichte gehört auch die Entwicklung der Trainingsstätten. Der Turnbetrieb fand in verschiedenen Gemeinden in ehemaligen Scheunen, unbeheizt bei minus 10°C statt.

1914 -1935

Der Beginn des 1.Weltkrieges zeigte auch im Turngau seine Auswirkungen, da viele Turner in den Krieg ziehen mussten. Erst nach 1920 konnten einzelne Vereine wieder den Turnbetrieb aufnehmen. Die Vereine und Gemeinden waren bemüht, bessere Turn- und Trainingsmöglichkeiten zu schaffen. In verschiedenen Vereinen wurde zur damaligen Zeit die Mitgliedschaft zum „ Reichsbund der Leibesübungen „ beraten. Das Deutsche Turnfest in Stuttgart 1933 wurde für einen großen Teil der Gauvereine zu einem besonderen Erlebnis. Danach verlieren viele Vereine aufgrund politischer Veränderungen an Bedeutung, so dass die sportlichen Aktivitäten mit dem Beginn des 2. Weltkrieges von 1939-1945  zum Erliegen kommen. Nach Kriegsende wird jeglicher Vereinsbetrieb durch die Besatzungsmächte verboten.

1949 – 1972

In Erwartung der Wiederzulassung des Turnens, wurde am 5.12.1949 in Ebingen der Zollern–Schalksburg Gau wieder ins Leben gerufen. Viele der Vereinsvertreter waren der Meinung, er solle die Kreise Balingen, Hechingen und Sigmaringen umfassen. 1950 wurde dann aber in Gammertingen beschlossen, den alten Hohenzollerngau wieder zu gründen bzw.wieder zu konstituieren. Folgende Vereine erklärten spontan ihren Betritt: Sigmaringen – Lauchertal, Mägerkingen, Gammertingen, Hettingen, Benzingen, Kaiseringen, Inneringen, Gauselfingen, Trochtelfingen, Oberstetten, Veringenstadt, Bingen, Frohnstetten, Straßberg, Harthausen/Scheer, Steinhilben, Hausen a.A., Veringendorf, Stetten unter Holstein, Hörschwang. Bei dieser Versammlung beschloss der Gautag auch das 59. Gauturnfest in Gauselfingen durchzuführen. Das 60. Gauturnfest im Jahr 1951 in Straßberg war mit 10 000 Besuchern und fast 1000 Turnerinnen und Turner wohl das größte, dass der Turngau durchgeführt hat. Ab dem Jahr 1950 änderte sich sehr vieles im Bereich Turnen. Bisher waren in den Vereinen Jugendliche ab 16 Jahren und nur Männer zugelassen. Ab den folgenden Jahren wurden Frauen, und Mädchen ohne Altersgrenze in die Vereine aufgenommen und konnten alle von den Vereinen angebotenen Sport betreiben. Gymnastik: Mit oder ohne Handgeräte, Turnen und Leichtathletik. Es wurde fast jede Sportart im Turngau Hohenzollern ermöglicht. 1952 wurde Peter Abt zum Gaupräsidenten gewählt. Er übte dieses Amt bis 1969 aus.  In den darauffolgenden Jahren wurde das Kinderturnen sehr stark gefördert. Am 7.6.1953 wurde vom Turnverein Inneringen, das erste Schülerturnfest ausgerichtet. Im Protokoll wurde geschrieben: „Kühles Sportwetter am Vormittag und Sonnenschein und Wärme am Nachmittag begünstigen das erste Schülerturnfest des Turngaus Hohenzollern in Inneringen in einer Weise, wie man es sich nicht besser wünschen konnte. Die vielen Schüler, die zum Wettkampf gekommen waren, fühlten sich wohl in der sauberen, großzügigen Albgemeinde. Nachdem die metallenen Stimmen der Jugend in früher Morgenstunde bei gemeinsamem Kirchgang erklungen waren, zogen weiße Scharen zum Turn- und Sportplatz, wo sich die Wettkämpfe und Wettspiele bis in die späten Nachmittagsstunden fortsetzten.“

1972 – 1997

1972 zählte der Turngau Hohenzollern 37 Vereine mit ca. 5000 Mitgliedern. Trotz der Kreisreform im Jahre 1973, bei der in Baden-Württemberg 32 Landkreise neu gebildet wurden, und daher viele Vereine anderen Landkreisen zugeordnet wurden, sind folgende Vereine dem Turngau Hohenzollern treu geblieben: TSV Gauselfingen, TSV Stetten u.H., TSV Straßberg, TV Kaiseringen, TSV Harthausen/Scher und TSV Benzingen (Zollernalbkreis), TSV Trochtelfingen, TSV Mägerkingen, TSV Steinhilben und TSV Oberstetten (Reutlingen)

1997 – 2022

Sport und Bewegung in den Vereinen wurde immer mehr und mit großer Begeisterung und von allen Altersklassen angenommen. Zunehmende Mitgliederzahlen und Sportangebote prägen das Vereinsbild. Neue Sportarten wie Schwimmen, Judo, Inlineskating, Aerobic und Mountainbiking kamen hinzu. Die fachliche Ausbildung der Übungsleiter in den Vereinen für eine immer qualifiziertere Betreuung wurde, vom STB und DTB sehr stark gefördert. Für das jährliche Treffen aller Gauvereine wurde der Gauturntag, der später: Jahreshauptversammlung der Turngauvereine benannt wurde, ein wichtiger Jahrestermin. Es ist die Jahreshauptversammlung der Turngauvereine, mit Aussprache der Vereine: Über Finanzwesen, Satzungen, und Jugendschutz.

Die Landesturnfeste Baden-Württemberg und Baden werden von den Vereinen des Turngaus Hohenzollern in all den Jahren unterschiedlich besucht. Gauturnfeste des Turngaus Hohenzollern konnten bis 2007 ausgerichtet werden. Ab 2008 konnte kein Verein als Ausrichter mehr gefunden werden. Gaufrauentreffen mit Sportvorführungen und Gauwanderungen werden jährlich vom Turngau durchgeführt. Das jährliche Gaukinderturnfest ist ein wichtiger Schwerpunkt bei den Turngauveranstaltungen. Die Gaukinderturnfeste wurden in den letzten Jahrzehnten geprägt und gefördert von: Karl Wurster, Hartmut Schrenk, Franz Metzger, Svenja Eisenmann und Anita Kleiner. Die Teilnehmerzahl der Kinder und Jugendlichen nimmt leider jährlich ab. So haben im Jubiläumsjahr 2022 nur 350 Kinder teilgenommen. Das Gaukinderturnfest wurde von den Vereinen Bingen und Inneringen durchgeführt. Wegen der Corona-Pandemie konnte das Gaukinderturnfest, 2020 und 2021 nicht stattfinden. Die erlassenen Verordnungen und Einschränkungen während der Corona-Pandemie schränkten den Gemeinschaftssport von 2020 bis Ende 2021 sehr stark ein oder es konnte überhaupt kein Sport ausgeübt werden.  Die Regiofinale im Gerätturnen werden schon seit vielen Jahren Vom TV Bingen durchgeführt Ausrichter der Gau- und Kreismeisterschaften im Schwimmen ist jährlich der TV Mengen, geführt und geprägt seit Jahren von Frank Dittmann. 2015 war der Turngau Hohenzollern Ausrichter des Landeskinderturnfestes des Schwäbischen Turnerbundes, das in Sigmaringen stattfand: Ein großer sportlicher Höhepunkt und eine große Herausforderung für den kleinsten Turngau, an dem 3000 Kinder und Jugendliche teilnahmen. Zu erwähnen ist noch die Unterbringung von 3000 Kindern und Jugendlichen in der Graf-Stauffenberg-Kaserne in Sigmaringen, was für alle Jugendlichen ein einmaliges Erlebnis war. Außerdem wurden in den vergangenen Jahren Landeswandertage in Bingen und in Scheer, durchgeführt. Im Jubiläumsjahr 2022 des Turngaus Hohenzollern findet in Sigmaringen der Landesturntag, eine wichtige Jahreshauptversammlung des Schwäbischen Turnerbundes statt.

2022

Der Turngau Hohenzollern, ist im Schwäbischen Turnerbund mit insgesamt 15 Turngauen einer der kleinsten Turngaue. Im Jubiläumsjahr 2022 hat der Turngau Hohenzollern 13 973 Mitglieder mit 53 Gauvereinen.